Schlafapnoe: die häufig unbemerkte Schlafstörung
Bei Schlafapnoe kommt es im Schlaf zu Atemaussetzern, die ernsthafte gesundheitliche Folgen haben können. Wir gehen Ursachen, Symptomen und Behandlung der Schlafstörung nach.
Wenn der Atem im Schlaf nicht richtig fliesst
Das Schlafapnoe-Syndrom bleibt häufig lange unbemerkt. Die Betroffenen realisieren nicht, dass sie im Schlaf laut und unregelmässig schnarchen und dass ihr Atem immer wieder aussetzt oder ganz flach ist. Deshalb sind es vielfach ihre Lebenspartnerinnen und Lebenspartner, die die Probleme erkennen und den Verdacht auf Schlafapnoe zuerst äussern. Dieser Verdacht sollte ernst genommen werden. Denn Schlafapnoe kann Sauerstoffmangel im Körper verursachen und ernsthafte Folgen für die Gesundheit haben. Ein unbehandeltes Schlafapnoe-Syndrom erhöht das Risiko für Krankheiten wie Bluthochdruck, Schlaganfall oder Diabetes. Die Krankheit ist zwar nicht heilbar, lässt sich aber gut behandeln.
Von Schlafapnoe spricht man, wenn es während des Schlafs wiederholt zu Atemaussetzern kommt oder die Atmung stark eingeschränkt ist. Schlafapnoe kann bereits bei Kindern auftreten, kommt mit zunehmendem Alter aber häufiger vor. Männer und Menschen mit Übergewicht sind tendenziell stärker betroffen. Es gibt verschiedene Formen von Schlafapnoe, wobei das laute Schnarchen vielfach charakteristisch ist (vgl. Frage «Welche Arten von Schlafapnoe gibt es?»). Das bedeutet aber nicht, dass jedes Schnarchen mit einer Schlafapnoe in Verbindung steht. Treten aber weitere Symptome wie Atemaussetzer im Schlaf, Tagesmüdigkeit oder Konzentrationsprobleme auf, ist eine genaue Abklärung wichtig. Diese kann im Schlaflabor oder zu Hause erfolgen. Steht die Diagnose fest, gibt es je nach Form der Schlafapnoe verschiedene Möglichkeiten zur Behandlung. Dazu gehört insbesondere die Therapie, bei der die Patientinnen und Patienten nachts eine Maske tragen, die ihnen einen sanften Luftstrom zuführt. Sie können wieder frei atmen und haben einen erholsamen Schlaf.
Es gibt drei Hauptformen des Schlafapnoe-Syndroms:
- Obstruktive Schlafapnoe: Dies ist die häufigste Form der Schlafapnoe. Bei der obstruktiven Schlafapnoe kommt es während des Schlafs zu einer vorübergehenden Blockierung oder Verengung der Atemwege. Die Muskeln im Rachen entspannen sich zu stark, wodurch das Weichgewebe des Rachens die Atemwege blockieren kann. Die Atmung setzt wiederholt aus oder wird flach und unregelmässig. Lautes Schnarchen ist für die obstruktive Schlafapnoe typisch.
- Zentrale Schlafapnoe: Im Gegensatz zur obstruktiven Schlafapnoe tritt bei dieser Form von Schlafapnoe keine Blockierung der Atemwege auf. Stattdessen liegt die Ursache in einem Problem des zentralen Nervensystems. Das Gehirn sendet während des Schlafs keine ausreichenden Signale an die Atemmuskulatur, um die Atmung aufrechtzuerhalten. Atemaussetzer oder eine deutlich reduzierte Atmung sind die Folge. Zentrale Schlafapnoe kann mit anderen Erkrankungen des Nervensystems, wie Herzinsuffizienz oder Schlaganfall, einhergehen.
- Gemischte Schlafapnoe (auch als komplexe Schlafapnoe oder obstruktiv-zentrale Schlafapnoe bezeichnet): Bei dieser Form der Schlafapnoe treten sowohl obstruktive als auch zentrale Schlafapnoe zusammen auf. Möglich ist eine anfängliche Blockierung der Atemwege, gefolgt von einer unzureichenden Atmung aufgrund einer gestörten Atemregulation durch das Gehirn.
Ob obstruktive, zentrale oder gemischte Schlafapnoe: Es ist wichtig, die Form des Schlafapnoe-Syndroms klar zu identifizieren, um eine geeignete Therapie zu wählen.
Eine unbehandelte Schlafapnoe kann die Gesundheit stark belasten. Die gesundheitlichen Folgen sind vor allem vom Schweregrad der Schlafstörung, von der Häufigkeit der Atemaussetzer und von bereits bestehenden anderen Erkrankungen abhängig.
- Der Schweregrad der Schlafapnoe wird in der Regel anhand der Anzahl der Atemaussetzer (Apnoen) und flachen Atmungen (Hypopnoen) pro Stunde gemessen, was als Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI) bezeichnet wird. Je höher der AHI, desto schwerwiegender ist die Schlafapnoe. Schwere Formen von Schlafapnoe können weitere gesundheitliche Komplikationen mit sich bringen.
- Wenn die Atemaussetzer während des Schlafs sehr häufig auftreten, kann dies die Sauerstoffversorgung des Körpers beeinträchtigen und zu einer unzureichenden Sauerstoffsättigung im Blut führen. Dadurch steigt die Gefahr von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall und Herzrhythmusstörungen.
- Schlafapnoe kann bestehende Erkrankungen – zum Beispiel Diabetes und Asthma – verschlimmern.
Das Schlafapnoe-Syndrom beeinträchtigt die Lebensqualität. Die Betroffenen leiden häufig unter starker Tagesmüdigkeit, was z.B. im Strassenverkehr sehr gefährlich ist. Oft kommen beim Schlafapnoe-Syndrom eine verminderte Konzentrationsfähigkeit, Reizbarkeit und Stimmungsschwankungen hinzu.
Wird die Schlafapnoe frühzeitig behandelt, lassen sich potenziell gefährliche Gesundheitsfolgen vermeiden.
Die Diagnose des Schlafapnoe-Syndroms erfolgt durch eine Schlafuntersuchung, die von einer Spezialistin oder einem Spezialisten für Schlafmedizin angeordnet und ausgewertet wird. Hier die beiden häufigsten Diagnoseverfahren:
- Untersuchung im Schlaflabor: Die sogenannte Polysomnographie ist der Goldstandard für die Diagnose von Schlafapnoe. Während des Schlafs werden verschiedene Parameter (z.B. Hirnaktivität, Augenbewegungen, Muskelaktivität, Atemfluss, Herzfrequenz, Sauerstoffsättigung im Blut, Schnarchen, Körperlage) aufgezeichnet.
- Home-Schlafapnoe-Test (HSAT): Für diesen Test tragen die Patientinnen und Patienten ein Gerät, das im Schlaf die relevanten Daten wie Atemfluss, Sauerstoffsättigung im Blut und Schnarchen erfasst.
Für die Diagnose von Schlafapnoe wird der Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI) verwendet. Der AHI gibt an, wie viele Atemaussetzer (Apnoen) und flache Atmungen (Hypopnoen) pro Stunde während des Schlafs auftreten. Basierend auf dem AHI lässt sich der Schweregrad des Schlafapnoe-Syndroms bestimmen. Eine gängige Einteilung unterscheidet nach leichter, mässiger und schwerer Schlafapnoe.
- Leichte Schlafapnoe: AHI von 5 bis 15 Ereignissen pro Stunde
- Mässige Schlafapnoe: AHI von 15 bis 30 Ereignissen pro Stunde
- Schwere Schlafapnoe: AHI von über 30 Ereignissen pro Stunde
Die Behandlung ist abhängig von Art und Schweregrad des Schlafapnoe-Syndroms. Die wichtigsten drei Ansätze sind die Positive-Airway-Pressure-Therapie (PAP-Therapie), der Einsatz von Zahnschienen sowie operative Eingriffe.
- PAP-Therapie: Über eine Nasenmaske wird während des Schlafs kontinuierlich ein sanfter Luftstrom zugeführt. Dieser hält die Atemwege offen. Die PAP-Therapie ist eine der häufigsten und effektivsten Behandlungen bei Schlafapnoe. Die bekannteste Therapieform ist die sogenannte CPAP-Therapie (Continuous-Positive-Airway-Pressure-Therapie).
- Zahnschienen (mandibuläre Protrusionsschienen): Die individuell angefertigten Zahnschienen werden nachts über die Zähne des Ober- und Unterkiefers platziert. Dadurch wird der Rachenraum erweitert, und die Atemwege werden freigehalten.
- Chirurgische Eingriffe: In schweren Fällen und wenn konservative Massnahmen bei Schlafapnoe nicht wirken, wird zuweilen eine Operation erwogen. Diese hat zum Ziel, Hindernisse im Bereich der Atemwege (z.B. vergrösserte Mandeln oder Polypen) zu korrigieren.
Ihre Ärztin oder Ihr Arzt kann Sie umfassend über die verschiedenen Behandlungsoptionen informieren und Sie individuell beraten.
Sie können die Behandlung des Schlafapnoe-Syndroms mit folgenden Massnahmen unterstützen:
- Übergewichtige Personen sollten eine Gewichtsreduktion anstreben, um den Druck auf die Atemwege und die Symptome der Schlafapnoe zu verringern.
- Verzichten Sie abends auf Alkohol. Dieser entspannt die Muskulatur im Rachenraum, was die Atmung im Schlaf zusätzlich beeinträchtigt.
- Schlafen Sie in einer seitlichen Position. Das hilft, die Atemwege offen zu halten und das Schnarchen sowie die Atemaussetzer zu reduzieren.
- Rauchen kann die Symptome der Schlafapnoe verschlimmern, da es die Atemwege reizt und Entzündungen verursacht.
- Ein regelmässiger Schlaf-Wach-Rhythmus und ausreichend Schlaf sorgen für eine bessere Schlaf- und Lebensqualität.