Faszien: das faszinierende Bindegewebe
Faszien übernehmen wichtige Funktionen in unserem Körper. Sind sie verhärtet, kann das verschiedene Beschwerden verursachen. Wir zeigen, wie Sie Ihre Faszien beweglich halten.
Die Bedeutung der Faszien fürs Wohlbefinden
Stellen Sie sich vor: Sie haben einen Bürojob und verbringen die meiste Zeit des Tages sitzend vor dem Computer. Immer wieder werden Sie von Rückenschmerzen und verspannten Muskeln im Schulterbereich geplagt. Ihre Beweglichkeit ist eingeschränkt und Sie haben Schwierigkeiten, den Kopf frei zu bewegen. Was ist los?
Faszien und ihre Funktionen
Es könnte gut sein, dass unbeweglich gewordene Faszien (lateinisch: «fascia» für «Band» oder «Bandage») für Ihre Beschwerden verantwortlich sind. Das faserige, kollagenhaltige Bindegewebe zieht sich durch den gesamten Körper und bildet ein Netzwerk, das einzelne Muskeln, aber auch Gruppen von Muskeln, Knochen, Organe und andere Gewebe umgibt und verbindet. Faszien übernehmen wichtige Funktionen bei der Unterstützung, Stabilisierung und Trennung der einzelnen Teile unseres Körpers. Diese spezielle Form von Bindegewebe ermöglicht die Übertragung von Kräften und erleichtert so die Bewegung und Mobilität. Faszien dienen auch als Stossdämpfer und Schutzschicht für die Organe. Darüber hinaus sind sie wichtig für die Körperhaltung und die Regulation des Stoffwechsels.
Die Forschung auf dem Gebiet der Faszien ist noch relativ neu. In den letzten Jahren erhielt die Bedeutung dieser besonderen Art von Bindegewebe für Gesundheit und Wohlbefinden aber immer mehr Aufmerksamkeit.
Halten Sie Ihre Faszien fit
Kommt es zu Veränderungen im Bindegewebe, zum Beispiel zu Verdickungen, Verhärtungen oder Verklebungen, kann das zu Schmerzen, eingeschränkter Beweglichkeit und muskulären Funktionsstörungen führen. Durch gezielte Übungen sowie Massage- und Mobilisierungstechniken können die Faszien gelöst und gedehnt und die Beschwerden gelindert werden. Faszientraining macht aber auch vorbeugend Sinn: Es hält das Bindegewebe beweglich und reduziert das Risiko für die genannten Symptome.
Faszien sind im gesamten Körper zu finden. Das Bindegewebe umgibt und durchdringt praktisch alle Gewebe, einschliesslich Muskeln, Muskelgruppen, Sehnen, Bänder, Knochen, Organe, Nerven und Blutgefässe. Man unterscheidet folgende Formen:
- Superfizielle (oberflächliche) Faszien befinden sich direkt unter der Haut und geben dem Körper seine äussere Gestalt. Sie sind besonders deutlich in Rücken, Bauch, Gesäss und in den Beinen zu spüren.
- Tiefe Faszien umgeben und durchdringen die Muskeln, Sehnen und Bänder. Sie geben ihnen Halt und sorgen für die koordinierte Übertragung von Kräften. Tiefe Faszien gibt es an vielen Stellen im Körper, etwa im Bereich des Rückens, des Nackens, der Oberschenkel und des Unterarms.
- Viszerale Faszien umhüllen die inneren Organe wie eine Schutzschicht und halten sie an ihrem Platz. Viszerale Faszien sind beispielsweise um die Lunge, das Herz, die Leber, den Magen und den Darm zu finden.
In der Wissenschaft wird diskutiert, ob die beobachteten Faszien-Veränderungen tatsächlich Verklebungen darstellen oder ob es sich um andere Veränderungen (z.B. Verhärtungen, Verdickungen) des Bindegewebes handelt. Im Alltag wird weniger genau unterschieden – in der Regel werden unbewegliche Faszien generell als «verklebte» Faszien bezeichnet.
Die genauen Mechanismen und Ursachen für unbewegliche Faszien sind noch nicht vollständig geklärt. Hier einige mögliche Auslöser:
- Mangel an regelmässiger Bewegung, Fehlstellungen oder falsche Belastung
- Verletzungen, Unfälle oder Operationen
- Lang anhaltender Stress
- Ungesunder Lebensstil
Bei Problemen mit den Faszien sollten Sie neben gezielten Übungen und Massagen auch die zugrunde liegenden Ursachen angehen. Sonst besteht die Gefahr, dass es bald wieder zu erneuten Verhärtungen, Verdickungen oder Verklebungen des Bindegewebes kommt.
Es gibt eine Reihe von Symptomen, die mit den Faszien in Verbindung stehen können. Um Gewissheit zu erhalten, braucht es aber eine sorgfältige Abklärung – z.B. durch eine Physiotherapeutin oder einen Physiotherapeuten. Bei diesen körperlichen Anzeichen sollten Sie genauer hinschauen:
- Steifheit und eingeschränkte Beweglichkeit
- Schmerzen und Unbehagen in einem Muskel, einem Gelenk oder einer Körperregion
- Eingeschränkte Aktivität der Muskeln, Gefühl der Instabilität oder verminderte Leistungsfähigkeit
- Knoten oder Verhärtungen
- Einschränkungen in der Körperhaltung
Faszientraining beinhaltet Übungen und Dehnungen, die die Faszien stimulieren, mobilisieren und kräftigen. Beim Faszientraining werden Hilfsmittel wie Faszienrollen, Bälle oder Bänder verwendet. Diese Hilfsmittel ermöglichen es, Druck auf das Bindegewebe auszuüben und dieses gezielt zu massieren, zu dehnen oder zu lockern.
Regelmässige Übungen verbessern die Beweglichkeit, Flexibilität und Durchblutung der Muskeln und des Bindegewebes, erhöhen die muskuläre Leistungsfähigkeit, sorgen für eine schnellere Erholung nach dem Training oder nach Verletzungen und verringern Verspannungen und Schmerzen.
Lassen Sie sich am Anfang von einer qualifizierten Fachperson anleiten. So stellen Sie sicher, dass Sie die Übungen richtig ausführen und es zu keiner Überlastung kommt.
Wichtig: Es braucht eine gewisse Zeit, um Veränderungen in den Faszienstrukturen zu erreichen. Geduld und ein regelmässiges Training sind deshalb wichtig.
Vom Rücken über den Bauch zum Oberschenkel bis hinunter zum Fuss: Sind Ihre Muskeln verspannt oder schmerzt eine bestimmte Stelle an Ihrem Körper, kann die gezielte Anwendung einer Faszienrolle helfen, die Durchblutung des Bindegewebes zu verbessern, Verklebungen zu lösen und die Muskeln zu entspannen. Die Faszienrolle wird gerne auch vor oder nach dem Sporttraining eingesetzt.
Es gibt die Rollen in unterschiedlichen Härtegraden und verschiedenen Formen. Beginnen Sie langsam, passen Sie die Intensität an und achten Sie auf Schmerzen oder Unwohlsein. Mit der Faszienrolle können Sie verschiedene Muskeln und Körperregionen bearbeiten, indem Sie Druck auf die Rolle ausüben und sanft auf und ab rollen.